Die alte Tuchfabrik Struve...

Die Anlage, in der wir hier wohnen, ist die alte Tuchfabrik Struve. Das Prunkstück der Anlage zur Freude aller Bewohner ist unser halb verwilderter, halb park-ähnlicher Garten, durch den munter der Mühlgraben plätschert (oder auch mal rauscht, je nach Wasserstand). Naomi hat sich im unteren Teil einen Gemüse- und Blumengarten angelegt, der aber doch recht arbeitsintensiv ist. Vielleicht werden es im nächsten Jahr ja doch eher genügsame Sonnenblumen als Gemüse?

Unser Bekenntnis zu den Grünen

Danny und Tine haben sich im oberen Teil des Gartens einen kleinen Bereich gerodet, in dem man sich zum einen ganz gut in der Hängematte entspannen kann. Außerdem ist der Gemüsegarten ganz witzig, der an einen Kloster-Kräutergarten erinnert. Ich hab grad kein Foto zur Hand (wie so häufig), aber wenn man ihn sieht, weiß man, was ich meine. Markus und Melli wollen sich dort in der Gegend wohl auch noch einen Teil von der Natur zurück erobern, und haben auch so wilde Pläne wie eine Freiluftsauna. Mal abwarten.

Außerdem gehören folgende Gebäude zur Anlage dazu, die allesamt sämtlich unter Denkmalschutz stehen:

Das Fabrikantenhaus: In dem Wohnhaus aus dem 17. Jahrhundert haben Naomi und ich die untere Etage bezogen, während sich Frau Struve und Britta die obere Etage teilen. Somit fällt uns auch die Nutzung des nostalgischen Gewölbekellers zu, während die beiden oben den Zugang zu den drei Dachböden haben, in denen noch einige Liebhabereien aus alten Zeiten einlagern.
Unsere Wohnung wird manchem noch als Hifi-Galerie bekannt sein, die aber leider 1995 pleite ging, und die Wohnung in einem recht üblen Zustand hinterließ. Wir haben seitdem aber einiges gemacht.
In dem Backsteingebäude gleich neben dem Wohnhaus wohnen Danny und Tine im ersten und Markus und Melanie im zweiten Stock. Ich bin nicht ganz sicher, wann dieser Teil gebaut wurde, habe aber noch Fotos, die schätzungsweise in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht wurden, und auf denen dort noch ein Holzbau zu sehen ist. 

Das Fabrikgebäude aus Bruchsteinquadern wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Johann Friedrich Struve gebaut, dessen Namen die Firma übrigens noch heute führt. Es schließt sich direkt an den Backsteinbau an. 1996 brannte dieser Teil fast vollständig ab, und steht zur Zeit weitestgehend unbenutzt. Die von uns vermutete Verschuldung des Brandes der damaligen gewerblichen Mieter konnte leider nicht bewiesen werden.
Das Haus in der Abgunst 20 wurde um 1840 als Altenteiler im typisch klassizistischen Stil erbaut. Im Erdgeschoss wohnen Bettina und Siggi, im ersten Stock hat Britta eine Wohnung. Im zweiten Stock steht die Wohnung frei, für die ich zur Zeit noch Mieter suche.
Das Gartenhäuschen dürfte wie auch der Altenteiler um die Zeit von 1840 erbaut wurden sein. Leider ist es mittlerweile in einem sehr schlechten Zustand, so dass der Erhalt nicht gesichert ist. Im Innenbereich sind tragende Balken fast komplett mit Schimmel und Pilz befallen. Unser Traum ist es, dieses Schmuckstück doch noch irgendwie zu retten. Falls jemand also Ideen hat, wie man an die dafür nötigen ca. 10.000 Euro kommt...
Das Wasser des Mühlgrabens wird von der Söse abgezweigt, und diente früher zum Betreiben des Wasserräder der anliegenden Firmen. Zwar werden auch heute noch Turbinen zur Stromerzeugung am Mühlgraben betrieben, aber für uns steht eher der Spaß-Faktor im Vordergrund: Wasserschlachten, und Wild-Water-Rafting (mehr oder weniger). Markus hat auch schon mal seine Angel ausgeworfen, sehr zu Dannys und meinem Spott! Fängst Du keine Sprotten, können die Nachbarn spotten (hhmm, war nicht wirklich witzig, oder?)

Und wenn wir jetzt schon mal beim Spotten übers Fischen im trüben Mühlgraben sind, und wenn sich drei Nachbarn, nämlich Tine, Danny und ich mit zwei Flaschen Wein (oder auch drei?) zum lyrischen Quart.. äh Trio zusammensetzen, dann kommt dabei folgendes raus:

(wer Dannys und meine Schrift nicht lesen kann, scrolle weiter runter; Zeichnung ist ein Original Kordilla)

Das erste Gedicht ist ein Haiku (fast):

Die Angel fliegt
Zu Weit
Surren im Wind

 

Das zweite Gedicht, maßgeblich aus der Feder Dannys:

Es war da ein Angler vom Tuche,
der machte verzweifelt Versuche
den Fisch einzufangen
da hat sie gehangen
die Angelschnur in der Buche

da half auch kein zittern und bangen
so hing sie nunmal ganz verfangen
an einem Zweig
und sein Zeitvertreib:
unstillbares Verlangen.

 

(von den "Abgunz-TEXTA")