Kurze Geschichte der Tuchfabrik Struve...
(frei nach dem Osteroder Harz-Kurier vom 17. März 1995)
Die Tuch- und Flanellfabrik Friedrich Struve sen. wurde am 16. März 1795 gegründet, und dürfte damit die älteste, noch existierende Privatfirma der Kreisstadt sein. Sieben Generationen lang wurden auf dem Gelände der einstigen "Pulvermühle" reinwollene Flanelle und Tuche hergestellt.
Allerdings fiel auch die
älteste Osteroder Tuchfabrik Anfang der 70er Jahre dem Niedergang der
heimischen Textilindustrie zum Opfer. Heute werden die mehrere hundert Jahre
alten Gebäude weitgehend anderweitig gewerblich genutzt. Die Firma Friedrich
Struve sen. aber gibt es noch immer.
Die gesamte Anlage, hervorgegangen aus der Pulvermühle aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts, steht seit Oktober 1980 unter Denkmalschutz: Die Fabrikgebäude, das Wohnhaus aus dem 17. Jahrhundert, das zweite Wohnhaus, als typisch klassizistisches Gebäude um 1840 als Altenteiler-Haus erbaut, wie auch das aus der gleichen Zeit stammende Gartenhaus, einschließlich des offen fließenden Mühlgrabens in seinem historischen Verlauf und der teilweise über 150 Jahre alte Baumbestand. |
Die Pulvermühle wurde in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts von dem Osteroder Bürger Heinrich Heubt gebaut und
versorgte den Oberharzer Bergbau mit Schwarzpulver. 1666 übernahm Valentin
Reinhardt als neuer Besitzer die Pulvermühle, dessen Namen als Erbauer des
Wohnhauses auch als Inschrift einer Türverzierung erscheint.
Am 16. März 1795, der Original-Kaufvertrag existiert noch, kaufte der
Wollfabrikant Johann Heinrich Wilhelm Struve (1733 bis 1810) die Pulvermühle
mit dem gesamten Anwesen von "weyland Pulverfactors Reinhardts Erben".
Johann Struve war Abkömmling einer Familie von Leinen- und Wollwebern.
Er richtete in der Pulvermühle eine Tuchfabrik ein, die sein Sohn Wilhelm Ludwig Struve (1786 bis 1807) fortführte. Schon die "Wullenweber und Wandtmacher" hatten im 16. Jahrhundert in Osterode von dem sehr weichen Sösewasser für das Färben und die Ausrüstung ihrer Gewerbe profitiert. Auch später war das Wasser der Söse und des Mühlgrabens wichtig für die Tuchherstellung.
Johann Friedrich Struve
(1776 bis 1849) heiratete die Witwe seines Bruders Wilhelm und führte als
"Wollwarenfabrikant auf der Abgunst" den Betrieb weiter. Er baute in
der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Fabrikgebäude aus Bruchsteinquadern dazu und
gab auch der Firma den bis heute beibehaltenen Namen.
1849 tauchte in den Erbverträgen der Stiefsohn Heinrich Ludwig Struve (1803 bis
1888), "Pulver-Louis" genannt, als Besitzer auf. Dessen Sohn Heinrich
Wilhelm Struve (1846 bis 1929) und Enkel Wilhelm Struve (1877 bis 1937) hielten
die lange Familientradition aufrecht.
Wilhelm Struves Witwe Käthe, geborene Schröder, führte die Fabrik noch nach dem 2. Weltkrieg mit der Produktion von hochwertigen Mantellflanellen und Kleiderstoffen weiter. Anschließend ging das Anwesen in den Besitz von Reinhardt Struve über. In einem Großbrand am 20. April 1996 wurde der hintere Teil der Fabrik bis auf die Grundmauern abgebrannt (Harzkurier vom 22.4.1996)
Dir direkte Linie lässt sich also wie folgt zurück verfolgen:
1. Johann Heinrich
Wilhelm Struve (1733 - 1810) |